Wehr

Unter Führung des Lehrers Gustav Adolf Flohrschütz schlossen sich im Jahre 1871 fünfzehn Männer zusammen und gründeten die Freiwillige Feuerwehr Sennfeld. Zweck dieser Gründung dürfte wohl gewesen sein, aus dem bisher bestehenden lockeren Feuerschutz eine Truppe aufzustellen, die durch regelmäßige Übungen und eine gezielte Ausbildung den Ortsbewohnern eine gewisse Sicherheit bei der Brandbekämpfung geben sollte, zumal die “Feuerordnung für das königlich-bayrische Dorf Sennfeld” aus dem Jahr 1822 sowie die am 15.01.1847 von der Gemeinde angenomme Feuerordnung den damaligen Verhältnissen nicht mehr genügen konnten.

Auszug „alte Sennfelder Feuerordnung vom 15. Januar 1847“

1. Allgemeine Ordnung
Bei Ortsbränden ist die Anzeige mit der großen Glocke zu tätigen. 15 der jüngsten Ortsnachbarn sind zu Feuerläufern bestimmt und erhalten Feuereimer von der Gemeinde. Sie müssen bei Alarm zum Gemeindehaus laufen. Der Oberfeuerläufer hat das Kommando bei der Feuerspritze und darf erst nach Löschen des Brandes von der Selle gehen.

2. Ordnung an der Feuerspritze 
Vier Spritzenmeister sind aufzustellen, darunter möglichst ein Schlosser oder Schmied, der Reparaturen ausführen kann, und ein Zimmermann, den Steigen auf Gebäude gewohnt ist. Sie müssen alle sofort bei Alarm zur Spritzenhalle und die Spritze herausholen. Diese muss zweimal jährlich gewartet werden und nötigenfalls sofort repariert werden. 

3. Ordnung bei Entstehen des Brandes 
Jeder Ortsnachbar hat stets eine Tonne voll Wasser in Bereitschaft zu halten. Nachbarn müssen unverzüglich aushelfen.  Mitglieder des Dorfgerichts müssen bei Brand sofort zum Brandort und Anordnungen treffen, dass sich der Brand nicht ausweitet. Jeder Besitzer eines Gespanns muss seinen Wagen zum Wasserholen bereithalten. Der erste Gespänner am Brandplatz bekommt Belohnung von 5 fl aus der Gemeindekasse. Bei Alarm in der Nacht muss jeder Einwohner eine Laterne in sein Fenster hängen, um zu verhindern, dass ortsfremde Personen in der Dunkelheit verunglücken. 10 Mann der entlassenen Feuerläufer sind als Wächter zu benennen. Sie sollen auf Raub und Diebstahl am Brandplatz achten. 

4. Ordnung bei Brand in fremden Orten 
Jeder Pferdebesitzer muss sofort mit seinem Gespann zur Spritze eilen. Die beiden ersten Gespanne führen die Spritze ab, der Stundenfahrlohn beträgt 45 Kreuzer. Mit der Feuerspritze darf nur bis zur Grenze des Königlichen Landgerichts gefahren werden, also 3-4 Stunden weit. Dies gilt auch für Feuerläufer, die sich ihre Wegstrecke auch bestätigen lassen müssen. Bei Nichterscheinen: 1 fl Strafe in die Armenkasse. Lohn für Spritzenmeister für einen Tag: 1 fl 30 Kr; Oberfeuerläufer und Läufer 15 Kr pro Mann. Strafe bei Trunkenheit für Feuerläufer: 1 fl in die Armenkasse; der Spritzenmeister zahlt das Doppelte. 

Dass die Gemeinde selbst kurz nach der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr stark um den Feuerschutz bemüht war, beweist ein Blick auf von ihr erworbene Gerätschaften, wie eine Hand-, Saug- und Druckpumpe (1880) sowie einer bespannten größeren Pumpe (1900/1910).
Bereits in den ersten Gründungsjahren musste die junge Wehr ihre Schlagkraft unter Beweis stellen. So musste sie 1911 gleich drei Einsätze in Schweinfurt leisten.
Auch 1921 war ein einsatzreiches Jahr:
15. Februar Scheunenbrand in Gochsheim,
12. Oktober Brand des Fabrikgebäudes der Fa. Gademann
und am 16. Oktober brannten in Sennfeld 17 Feldscheunen am Gochsheimer Weg ab.

Während des 2. Weltkrieges war die Wehr nach den Luftangriffen ständig im Einsatz. Bei dem Luftangriff auf Sennfeld am 30. März 1944 wurden das Gerätehaus und die Motorspritze vernichtet und einige Feuerwehrleute verschüttet; diese konnten jedoch wieder befreit werden. Der Wehr standen nach diesem Angriff nur noch die Hand-, Saug- und Druckpumpen zur Verfügung, so dass nach Kriegsende ein Neuaufbau der Wehr erfolgen musste.
1947 wurde die erste neue Motorspritze angeschafft.
1952 errichtete man das Gerätehaus an der Dachsgrube.
1953 konnte ein Löschfahrzeug von der Stadtfeuerwehr erworben werden
1959 und 1960 wurde je eine neue Tragkraftspritze angeschafft.
Auch wurde im Laufe der Jahre die Motorisierung der Wehr durch den  Kauf von Mannschaftswagen von der Bereitschaftspolizei und des Bundesgrenzschutzes vorangetrieben. Der Umbau der Fahrzeuge für den Feuerwehrbetrieb erfolgte durch Eigenleistungen der Feuerwehrleute.

Als erste Wehr des Landkreises Schweinfurt erhielt die Freiwillige Feuerwehr Sennfeld 1966 ein Tanklöschfahrzeug mit schwerem Atemschutz, zudem wurde sie die erste Stützpunktfeuerwehr des Landkreises.
In den letzten Jahren hat sich der Einsatzbereich der Feuerwehr stark vergrößert. Zu den Brandeinsätzen kam auch ein Teil der technischen Hilfeleistung hinzu. Den damaligen Kommandanten Rudolf Limbach (1967 – 1973) und Rudolf Fietz (1973 – 1985) oblag es nun, die Wehr vollkommen umzuorganisieren und für den neuen  Aufgabenbereich aus- und weiterzubilden.
Dass dieses Ziel erreicht wurde, bewies die Wehr bei den Großbränden am 15. Juli 1972 bei Fichtel & Sachs in Schweinfurt und der Fa. Lekkerland am 3. Februar 1977 in Gochsheim.1974 wurde neben den alten Hallen ein moderner Neubau mit Schlauchtrockenturm, Schlauchwasch- und Prüfungsanlage, Schulungsraum und Duschen errichtet. Bedingt durch die Vielzahl der Einsätze, entschloss sich die Gemeinde, 1981 ein weiteres Tanklöschfahrzeug mit schwerem Atemschutz und technischer Hilfeleistungsausrüstung sowie ein Kommandofahrzeug anzuschaffen.
Inzwischen waren die Einsätze auf rund 50 pro Jahr angewachsen.  Der seit 1985 amtierende Kommandant Manfred Störcher konnte einen lang gehegten Wunsch der Wehr verwirklichen. Die 1953 und 1966 ausgebauten Feldscheunen wurden 1987 abgerissen, durch einen Neubau ersetzt, und ein weiteres Löschfahrzeug konnte angeschafft werden. 1990 wurde der letzte Hanomag außer Dienst gestellt und durch ein LF 16 TS ersetzt. Im Jahr 1997 übernahm Rainer Volkmar als 1. Kommandant die Führung der Sennfelder Wehr. Im gleichen Jahr wurde zum Abschluss der Brandschutzwoche und anlässlich des Aktionstages der Sennfelder Feuerwehr das neue Mehrzweckfahrzeug mit entsprechender Ausrüstung von Bürgermeister Emil Heinemann übergeben.
Im Jahr 2003 bekam die FFW Sennfeld erneut ein neues Fahrzeug überstellt. Das neue LF 16 war das erste Löschfahrzeug im Landkreis und der Stadt Schweinfurt das mit CAFS (Compressed Air Foam System) ausgestattet war.
2008 gab es einen erneuten Wechsel bei der Führung der Aktiven Wehr. Alfred Pfister übernahm das Amt für den aus beruflichen Gründen ausscheidenden Rainer Volkmar. Den letzten großen Einsatz hatte die Sennfelder Wehr beim Brand der “Alten Schreibstube” im Jahr 2010.

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